Reden über das Durchlebte.
Benito gewinnt allmählich Abstand von den Sorgen, die ihn während Rosas Krankheit oft plagten. "Ich wollte etwas machen, wusste aber nicht was", sagt er. "Ich habe mich daneben hilflos gefühlt." Im Camp spricht er mit anderen Geschwister-kindern über solche Erfahrungen. "Ich weiß jetzt", ist er erleichtert, "dass ich nicht der einzige bin, dem es so ging." Überhaupt wird Reden unter den Waldpiraten groß geschrieben, zweimal am Tag gibt es Gesprächsrunden über das Durchlebte. "Da darf man auch mal weinen", sagt Moritz. "Die anderen wissen, wie Scheiße das war." Fast ein halbes Jahr wurde er immer wieder in der Klinik gegen Leukämie behandelt. "Die Therapie ist ganz schön hart", unterstreicht er. "Wenn man das durchgestanden hat, ist man wirklich stark."
Zumal er noch mehr aushalten musste: Als der 14-jährige Junge krank wurde, haben manche Leute nicht gleich begriffen, was das bedeutet. "Doch statt zu fragen", schimpft er, "haben sie gelacht und gesagt, äh, Krebs, da könnte ich mich ja anstecken." Umso wichtiger waren ihm später die vielen Briefe, die seine Klasse ihm schickte, und die Gebete, die die Familie seines Freundes täglich für ihn sprach. "Toll, diesen Rückhalt zu haben", schwärmt er. Trotzdem ist Moritz froh, gleich nach seiner Akuttherapie Leute zu treffen, die ihn ohne viele Worte verstehen. "Im Camp ist man nicht alleine mit seiner Krankheit", versichert er. "Man kann sich hier richtig frei fühlen und alles machen." Seine Kräfte reichen schon wieder dafür, beim Schmieden das Kupfer spiralförmig auszuhämmern und zu einer Schale zu formen. "Ich lerne dazu", begeistert sich Moritz. "Später will ich Schreiner werden."
Den Lebensmut und das Lachen zurückgewinnen.
"Bei uns sollen die Kinder ihren Lebensmut zurückgewinnen", wünscht sich Campleiterin Gabriele Geib. "Und ihr Lachen." Denn wie ein böser Geist bleibt manche Erinnerung an die Krankheit im Kopf kleben. Schon der Duft von Brokkoli kann reichen, und alles ist wieder da: Der Geruch von der Klinikkantine, die Chemotherapie, die Angst vor dem Krebs. Als beim Abendbrot ein Mädchen solch ein Schlüsselreiz überkommt, sie bleich und kurzatmig wird, geht Leiterin Geib mit ihr aus dem Saal. Draußen setzt sie sich mit der 16-Jährigen hin, nimmt ihre Hand und lässt sie ruhig von den aufsteigenden Erinnerungen erzählen. Später kann das Mädchen in den Speisesaal zurück, muss es aber nicht.
Es dauert eben, bis die inneren Batterien wieder aufgeladen sind. Zwischendurch müssen auch die tapfersten Piraten dafür gut ausschlafen. Kein Problem für Willi: Er zieht sich gerne ins Nachtlager seiner Blockhütte zurück. Dort ist ein kleines Fenster direkt neben seinem Bett eingelassen. "Meine Piratenluke", nennt Willi das. Durch den Ausguck kann er die Sterne sehen und vom Springen und Fliegen träumen.
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