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Die perfekte Gartengestaltung

In diesem Interview erfahren Gartenliebhaber alles von ihm, was sie schon immer über Gartengestaltung wissen wollten und nie zu fragen wagten …

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Die Fragen stellte Birgit Franke.

Mal angenommen, ich hätte mir ein Haus mit Garten gekauft, der ziemlich verkommen ist. Hast Du Tipps für mich zur Gestaltung älterer Gärten?

Also erst mal nicht blindem Aktionismus folgen, nicht gleich zur Heckenschere greifen oder gar Bäume fällen. Zuerst sollte eine Potential-Analyse Deines Gartens bezüglich der Vegetation vorgenommen werden: Welche Pflanzen können weg? Welche sind erhaltenswert? Die Pflanzen, die Du ­behalten möchtest, sollten in Deine spätere Gartenplanung miteinbezogen werden. Ob Du sie nun an der Stelle stehen lässt, wo sie sind, oder sie umpflanzt, das kommt im nächsten Schritt Deiner Gartengestaltung. Ich würde allerdings immer dazu raten, in der ersten Phase der Gartenplanung einen Gartenprofi miteinzubeziehen – auch wenn Du alles alleine umgestalten möchtest. Denn den Gartenarchitekten oder Gartenlandschaftsbauer kannst Du auch wegen der Gehölze und des Rückschnitts befragen, um da irreversiblen Fehlern vorzubeugen.

Welche Gedanken muss ich mir im Vorfeld der Gartengestaltung machen? 

Zunächst solltest Du wissen, was möchtest Du in Deinem Garten haben und was nicht. Wie sieht es aus mit Sitzplatz, Terrasse, Lounge-Ecke, Gartenteich, Kräutergarten? Dazu empfehle ich, gemeinsam mit der Familie eine Liste zu erstellen. Egal, ob man nun einen Profi hinzuzieht oder nicht.

Wie kann ich meinen Garten gestalten? Welche Möglichkeiten gibt es denn?

Ich folge immer meinem 9-Punkte-Plan:
1. Richtig träumen – vielleicht von den Dingen, die Du im Urlaub gesehen hast?
2. Moodbord erstellen – Inspirationen sammeln, die Du bei Pinterest & Co. gesehen hast.
3. Mülltonnen, Fahrräder, Grillbereich – welche Anforderungen hast Du an Deinen Garten?
4. Informationen einholen – gibt es B-Pläne oder Reglementierungen? Ist hier ein Wasserschutzgebiet? Darf ich einen Pool bauen? Muss ich darauf achten, welche Hecken ich pflanzen darf?
5. Bestandaufnahme der Potentiale und Mängel – was ist stark in Deinem Garten, was ist schwach? Beispiele: Gibt es einen Brunnen, der integriert werden oder weichen muss? Kommt Pflasterfläche weg und Rasen hin? Gibt es solitäre Bäume? Willst Du Kunst im Garten? Potentiale können auch Sichtachsen vom Haus aus sein.
6. Budget – was bist Du bereit, für Deinen Garten auszugeben?
7. Aufmaß des Gartens.
8. Bestandsplan – hier solltest Du alles einzeichnen, was bleiben soll: Grundstücksform, Lageplan, Gehölze.
9. Wunschplan – hier zeichnest Du maßstabgerecht den tatsächlichen Gartenentwurf: Wie soll Deine Gartengestaltung aussehen?

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Wann ist der ideale Zeitpunkt, sich beim Neubau Gedanken über den neuen Garten zu machen? 

Besser gestern als morgen! Je früher man sich mit dem Thema Gartengestaltung beim Bau seines Hauses befasst, desto besser ist es. Damit man sich hinterher nicht mit Problemen wie Größe, Sonnenstand, Barrierefreiheit oder so etwas konfrontiert sieht, die man easy vorher hätte klären können.

Was sollte ich bei meiner Gartengestaltung generell berücksichtigen?

Ich kann nur an alle appellieren, an die Umwelt und die Ökologie zu denken! Jeder kleine Garten ist ein Biotop für Insekten oder Nagetiere. Wenn jeder sagt, ich möchte es pflegeleicht oder gar einen Schottergarten haben, dann werden wir klimatechnisch echt große Probleme bekommen. Aber nicht nur das! Es werden auch die Insekten sterben, die kein Futter mehr bekommen, was wiederum zu ganz anderen Problemen führt. Also – jeder Gartenbesitzer hat eine Verantwortung, die er sich bewusst machen sollte. Denn jeder noch so kleine bepflanzte grüne Bereich ist ein ökologisches Biotop.

Als Tjards Wendebourg sich mit seinem Buch „Der Kies muss weg“ um die Verschotterung unserer Vorgärten gekümmert hat, die ja mittlerweile verboten sind, habe ich gesagt, wir können auch auf Rasenflächen verzichten! Wir haben Unmengen davon. Rasenflächen sind wegen der Biodiversität nicht so facettenreich für Insekten – darum habe ich das Thema „Stauden statt Rasen“ erfunden. Ich habe dies schützen lassen und bei Instagram #staudenstattrasen platziert. Dieser Hashtag hat mittlerweile 1.000 Aufrufe und siehe da, viele haben mitgemacht und zugunsten von Staudenflächen ihre Rasenflächen entfernt. 

Der Sonnenverlauf ist wichtig: Wo ist die volle Sonnenlage, wo ein schattiges Plätzchen? Gibt es eine schöne Stelle für Sonnenuntergänge? Dies ist nicht unwesentlich! Und – man sollte darauf achten, dass man die richtigen Pflanzen an die passenden Orte setzt, wie volle Sonne oder Schatten, Feuchtigkeit oder gar sumpfige Gebiete. Gibt es einen Reisighaufen im Garten, in dem sich ein Igel eingenistet hat oder benötigst Du eine neue Hecke, wo sich die Tiere aufhalten können? 

Deine Sitzecke planst Du nicht unbedingt auf dem Präsentierteller, das hat auch einen Grund: In der prähistorischen Zeit waren wir auf der Hut vor dem Säbelzahntiger, wir wollten nicht von hinten angefallen werden. Daher brauchen wir immer einen geschützten Rücken und ein offenes Sichtfeld. Dieses sollte wiederum nicht so offen sein, dass man uns direkt sehen kann. Wenn Du für die Sitzecke in Deiner Gartengestaltung eine L-Form wählst, bei der Du von hinten durch eine Hecke, einen Zaun oder eine Mauer geschützt sitzt und den vorderen Bereich mit lockeren Gräsern transparent gestaltest, durch die Du hindurchschauen und alles sehen kannst, dann fühlst Du Dich automatisch geborgen.   

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„Der Garten soll ein Ort der Ruhe und Energiegewinnung sein. Ein Ort der Begegnung für Familie und Freunde. Und er sollte ein Ort der Nahrungsquelle für Tiere sein. Dann ist der Mensch auch nicht mehr so einsam.“

Viele möchten so wenig Gartenarbeit wie möglich. Worauf sollten sie bei ihrer Gartenplanung achten?

Seit rund zehn Jahren ist „pflegeleicht“ der meistgenannte Begriff der Gartengestaltung – so wenig Gartenarbeit wie möglich. Ich empfehle hier, dass man sich vorher erst mal erkundigt, was erfahrungsgemäß pflegeleichter ist: Die Rasenfläche, die einmal die Woche Aufmerksamkeit benötigt oder die Staudenfläche, um die man sich einmal im Monat kümmern muss. Dies natürlich nur dann, wenn man die richtigen Pflanzen einsetzt, das ist ja klar. Wirklich pflegeleicht bekommst Du den Garten nur, wenn Du ihn klug bepflanzt: Bodendecker, Stauden, Gräser an die richtige Stelle. Fertig. Wichtig wäre noch, dass man Pflanzen wählt, die längere Trockenheitsperioden überstehen können. Da sollte man sich künftig von einigen distanzieren. Hortensien beispielsweise sind die sogenannten Verlierer des Klimawandels, weil sie exorbitant viel Wasser benötigen. Setzt man stattdessen Salbei ein, braucht man sich fast gar nicht kümmern. 

Wo kann ich mir Inspiration für meine Gartengestaltung holen? 

Das Beste, was Du machen kannst, ist, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Schau Dir alle möglichen Gärten, Vorgärten und Parkanlagen an. Auf meinem Instragramprofil gibt es jede Menge Beispiele und Inspiration. Dann gibt’s noch Pinterest und natürlich Magazine und Fachbücher, die man zu Rate ziehen kann.

Hast Du eine Idee, wie ich einen Garten mit wenig Geld super gestalten kann? 

Hey, danke – das ist eine der wichtigsten Fragen überhaupt! In einem Artikel in der DEGA wurde genau darüber berichtet, wie ich beim Duell der Gartenprofis einen Garten komplett upgecycelt habe, der Film ist immer noch in der ZDF-Mediathek vorhanden. Schau mal rein! Ich habe 80 Prozent der Kosten gespart, die ich hätte ausgeben müssen. Mit upcycling – wo altes nicht mehr weggeworfen, sondern wiederverwendet wird – werde ich wahrscheinlich in der Branche einen neuen Trend auslösen. Es ist doch eine viel größere Handwerkskunst, Altes neu in Szene zu setzen, als einfach Neues zu kaufen. Das kann doch jeder.

Gibt es eigentlich bestimmte Jahreszeiten, die sich in Bezug auf das Wetter zur Gartengestaltung besser eignen? 

Ja, total, die ganze Branche ist wetterabhängig. Wenn man mit schwerem Gerät über zu nassen Boden fährt, verdichtet man ihn stärker, was zu einem irreparablen Bodengefügeschaden führen kann. Das ist schon sehr verheerend, wenn man das macht. Dann sollte Beton niemals unter drei Grad Celsius verarbeitet werden. Wir haben beim Beton Abbindezeiten von 28 Tagen bis zur vollen Aushärtung. Durch Frost kann der Prozess immer wieder unterbrochen werden und sogar zu Schädigungen führen. Wenn es zu lange heiß ist, sind die Böden unheimlich trocken und die Arbeiten sind schwerfälliger, sodass man den Boden kaum lösen kann. Das führt unter Umständen beim Kunden zu Mehrkosten, wenn man die Arbeit nach Stunden bezahlt. Aber genauso problematisch ist es, in dieser Zeit mit Beton zu arbeiten. Wenn der Boden zu schnell austrocknet und bei der Aushärtung nicht feucht genug ist, kann der Beton verbrennen. Physikalisch gesehen gibt es da also wirklich einige Dinge, auf die man achten muss.

Hast Du einen Tipp für mich, was ich bei der Auswahl der Steine bei der Gartengestaltung beachten sollte? 

Absolut. Die Materialien sollten so ausgewählt werden, dass keine Reizüberflutung entsteht. Damit es nicht zu bunt wird, sollte man sich auf bis zu drei Materialien beschränken. Ob man sich für Betonstein, Naturstein oder Keramik entscheidet, ist ja reine Geschmackssache. Aber sie sollten nicht durcheinander gewürfelt werden. Und – sie sollten farblich harmonieren. Es ist wichtig, dass die Materialien auch nach Nutzung gewählt werden. Das heißt, plane ich eine Terrasse, wo gegrillt wird, sollte ich Terrassenplatten auswählen, die nicht so viel Fett aufsaugen. Das können Feinsteinzeugplatten sein, die sehr dicht sind und kaum Feuchtigkeit aufnehmen oder vorbehandelte Betonsteinplatten. Terrassenplatten aus Naturstein sind für gewöhnlich sehr offenporig, da bekommt man Fett nur sehr schwer wieder raus. In der Nähe eines Pools sollte man Steine verwenden, die auch mit Chlor klarkommen, und oberflächenbehandelte Betonsteine wählen, die eine rutschfeste Oberfläche aufweisen. Wenn Dein Bereich in der vollen Sonne ist, sollten Deine Platten nicht zu dunkel sein, da die Sonne die Hitze des Steines speichert. Er strahlt diese an die Umgebung und die Füße ab, was recht unangenehm sein kann. Ich würde aber auch nicht zu helle Steine verwenden, da die Reflektion zu stark ist und man geblendet werden kann. Rutschfestigkeit der Klasse 11 sollte nicht nur beim Pool verwendet werden, sondern auch bei einer Terrasse in Nordlage. Sie kann recht glitschig werden, weil sie permanent feucht ist.