Domforum, Köln

Bewährte Basis aus Betonstein. Der Kölner Dom, das 1880 nach fast 650 Jahren Bauzeit vollendete Juwel der Gotik, begrüßt die Besucher der Stadt von seinem exponierten Standort am Rhein. Auf der die Kathedrale umgebenden Freifläche, der so genannten Domplatte, laufen Fußgängerströme von Hauptbahnhof und Hohenzollernbrücke Richtung Innenstadt, treffen sich Touristengruppen, Musikanten, Rollschuhfahrer und spielende Kinder, finden Weihnachtsmärkte, Karnevalsveranstaltungen und Konzerte statt. Entworfen hat diesen zentralen städtischen Außenraum in den Sechziger Jahren der Kölner Architekt Fritz Schaller - als Terrassenkonstruktion, die oberhalb des Straßenniveaus liegt und das Wahrzeichen der Stadt scheinbar über den profanen Dingen des Alltags schweben lässt.

Im gläsernen Parterre des Domforums gegenüber dem Westportal antizipierte Fritz Schaller bereits eine Dekade vorher den westlichen Verlauf der späteren Terrassenkante. Das 1952-1954 als Bankfiliale errichtete, seit den Neunziger Jahren als Besucherzentrum der katholischen Kirche genutzte Erdgeschoss folgt der Grundidee, ein Stück überdachten Domvorplatz zu schaffen. Was in den Fünfziger Jahren in dieser Konsequenz mit der Banknutzung nicht vereinbar war, erlaubte 1995 der Umbau, für den Christian Schaller unter Beteiligung seines Vaters Fritz verantwortlich zeichnet. Alle festen Einbauten der Bankhalle im Erdgeschoß wurden im Zuge dieses Umbaus beseitigt, die Richtung und der Charakter des Bodenbelags von dem Domvorplatz übernommen und durch die Deckenstruktur und Lichtführung unterstützt. Es sollte der Eindruck von Durchlässigkeit und von der Verlängerung der Domplatte ins Haus entstehen. Funktion und Gestaltung, Konzept und Kontext fügten die Architekten Schaller 1995 zu einer gelungen Einheit zusammen und passten das Gebäude so seiner neuen Nutzung an. Bis heute sind die Raumdimensionen des Ursprungsgebäudes erhalten: Ein quadratischer Lichthof, der im ersten Stock durch einen kreisrunden Einschnitt begrenzt wird, erhellt den Innenraum über alle fünf Stockwerke. Das Erdgeschoss ist auf ganzer Raumhöhe verglast; das Foyer des Domforums grenz sich so von der Domplatte architektonisch, nicht aber optisch ab. Ein rautenförmiges Netz strukturiert die Glasfläche und lässt sie wie eine durchlässige Membran zwischen Außen- und Innenraum erscheinen. Als Bodenbelag wählten die Architekten beim Umbau im Jahre 1995 die Betonsteinplatte „Pallas" von Metten, deren granitähnliche Optik dem vorhandenen Granitsteinboden des Domvorplatzes sehr nahe kommt. So konnte ihr Entwurfskonzept, den beliebten und belebten Außenraum in den Innenraum zu verlängern, wirtschaftlich umgesetzt werden.

Seit dem Umbau vor mehr als 15 Jahren zum Informations- und Begegnungszentrum der katholischen Kirche Kölns und als Besucherzentrum des Kölner Doms haben rund fünf Millionen Besucher das Forum betreten, über 300.000 Menschen jährlich. Trotz dieser enormen Besuchermengen haben sich die Betonsteinplatten ihre edle, an Granit angelehnte Optik erhalten. Und wurden folgerichtig auch bei der jüngsten Modernisierung des inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes durch das Bonner Büro Martini Architekten BDA im Jahre 2010 nicht ausgetauscht. „Die Idee der Architekten Schaller, den Fugenverlauf der Domplatte im Bodenbelag des Foyers aufzugreifen, entspricht auch heute genau unserem Konzept, ein offenes Forum am Dom zu sein," erklärt Harald Schlüter, stellvertretender Leiter des Domforums. „Und zwar für Kölner wie für Köln-Besucher gleichermaßen." Mit ihrer zeitlosen Optik integrieren sich die „Pallas"-Platten auch in das hell und offen gestaltete zeitgenössische Ambiente, das jetzt die Farbe Weiß dominiert. „1995 haben wir die Betonwerksteinplatten von Metten gewählt, weil sie unserem gestalterischen Anspruch entsprachen, Außen- und Innenraum formal zu verbinden," so Architekt Christian Schaller. „Dass sie nach so langer Zeit noch so gut aussehen, ist sicher ein Grund dafür, dass man sich beim Umbau 2010 dafür entschieden hat, sie noch viele weitere Jahre als Bodenplatten im Domforum zu erhalten."

Bautafel

Projekt:

Domforum, Köln

Farben und Formate:

Platinum Grassano
Grassano

40 x 40 x 3,9 cm
60 x 40 x 3,9 cm

Architekt:

Schaller / Theodor Architekten BDA, Köln

Bauherr:

Erzbistum Köln

Fläche:

200 m²

Fertigstellung:

2012

Galerie