Das Erscheinungsbild Wesselings wird maßgeblich durch die historische Entwicklung der chemischen Werke im Norden und Süden der Stadt und durch die exponierte Uferlage am Rhein bestimmt. Die Verbindung von Stadt, Fluss und Chemie war in der Vergangenheit allerdings nicht ausreichend ausgeprägt. Unter dem Titel „Gesamtperspektive Wesseling“ wurde im Jahr 2010 mit der Umgestaltung des Rheinufers die räumliche wie thematische Verknüpfung in Angriff genommen. Für die Planung war wichtig, ein Gesamtkonzept für die „Chemiestadt Wesseling am Rhein“ zu entwickeln.
Die Rheinuferpromenade in Wesseling ist, wie in allen anderen Städten, die an einem Fluss liegen, einer der markantesten und bedeutendsten Freiräume innerhalb des Stadtgebietes. Bei der Neugestaltung sollten sich funktionale und gestalterische Aspekte ergänzen und den Freiraum „Uferpromenade“ mit der Innenstadt und der umliegenden chemischen Industrie zu einem harmonischen Ganzen verbinden. Mit Entwurf und Planung wurde Landschaftsarchitekt Lorenz Kehl vom Atelier Loidl beauftragt. Sein Konzept folgte der Grundüberlegung, Bürgern und Besuchern die Nähe zum Rhein und die Beziehung zwischen Stadt und Chemie bewusst zu machen. Der offensive und positive Umgang mit der Chemie als bedeutendem Wirtschaftsfaktor soll die Stadt zu einem überregionalen Anziehungspunkt werden lassen. Die in seinem Entwurf skizzierte Interpretation des Rheinufers, die Transformation bestehender Typologien und die Addition mit artifiziellen Freiraumobjekten verstehen sich gemeinsam als authentische und sinnliche Freirauminszenierung. Die Strukturierung der Wegeverbindungen folgt den Funktionen des Rheinufers als Naherholungsraum und unterstützt die Beziehung zur Innenstadt.
Mit der Fertigstellung der großen Freitreppe zum Rhein und der Vergrößerung der angrenzenden „Ruttmannswiese“ war im November 2011 ein erster wichtiger Bauabschnitt abgeschlossen. Im Anschluss folgte der zweite Spatenstich mit dem Ziel, den Freizeitwert und die Aufenthaltsqualität des Wesselinger Rheinufers zu steigern. Von April bis Oktober 2012 wurde der 300 Meter lange Rheinsteg gepflastert, eine Lindenallee gepflanzt, zwei frei schwebende Treppen als neue Verbindungen zwischen oberem Rheinpark und Rheinsteg errichtet, ein Kinderspielplatz angelegt und ein neues modernes Geländer als Einfassung des Rheinstegs gebaut.
Das Bodenpflaster bildet gleichsam eine Grundierung, aus der die einzelnen Teilbereiche als „Intarsien“ hervortreten. Bauherr und Architekt entschieden sich für den Betonwerkstein „Palladio“ von METTEN Stein+Design. Seine Oberfläche mit samtiger Textur und feinem Glimmer sowie die klaren Konturen bringen das gestalterische Konzept auf den Punkt: eine optisch spannende Verzahnung zwischen den Freiraumzonen und dem Naturschauspiel Rhein. Sehr feine Naturstein-Edelsplitte lassen die homogene, hoch verdichtete Architekturbeton-Oberfläche des Steins leicht glimmern. In den Formaten 50 x 25 cm und 25 x 25 cm sowie den drei fein aufeinander abgestimmten Grautönen ergibt sich eine ins Umfeld passende Gestaltungs- und Farbkombination. Ein großes Plus für die Begehbarkeit ist der reduzierte Fugenanteil in Folge der ungefasten Steinkanten. Verlegt wurde ein 16 Zentimeter starker Pflasterstein, der durch ein besonderes Steinhärtungsverfahren sowie der hochwertigen, homogenen und dichten Oberfläche den besonderen Anforderungen – nicht zuletzt auch durch Hochwasser – Rechnung trägt.
Bislang in den Hintergrund gedrängt und als bloße Stadtgrenze angenommen, werden der Fluss und die neuen davor befindlichen Aufenthaltsbereiche nun zur Bühne und zum Treffpunkt der Bürger und Besucher. Hier können sie flanieren, rasten und den Blick auf den Rhein genießen.
Objekt
Rheinpromenade, Wesseling
Architektur
Atelier Loidl, NRW
Bauherr
Stadt Wesseling
Ausführender Betrieb
Carl Ley Landschaftsbau, Düren
Betonwerksteine
Palladio in drei Grautönen
Formate Pflaster: 50 x 25 x 16, 25 x 25 x16
Menge: ca. 3.800 m²
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