Gelungener Auftakt zur neuen Fach-Veranstaltungsreihe "Freiraum-Gespräche"
Gemeinsam von Projekten lernen, in einer entspannten, angenehmen Atmosphäre Kolleginnen und Kollegen treffen, fachlich diskutieren und Erfahrungen austauschen – das ist die Basis einer neuen Veranstaltungsreihe, zu der METTEN im Sinne eines Werk-stattgespräches interessante Referenten einlädt. Architekten, Landschafts- und Stadtplaner gewähren dabei Einblicke in besondere gestalterisch oder technisch herausfordernde Projekte ihres beruflichen Alltags. Gastgeber und Geschäftsführer Dr. Michael Metten bezeichnet die "Freiraum-Gespräche" auch "Schulterblick-Gespräche", mit denen er eine Plattform bieten möchte für Dialog und Austausch der Architekten und Planer untereinander.
Den komplett ausgebuchten Auftakt zu dieser neuen Veranstaltungsreihe bildete unter dem Titel "Phantom der Oper" ein Nachmittag mit insgesamt drei spannenden Vorträgen sowie einer von Journalist Jörg Jung moderierten Podiumsdiskussion im Kunstmuseum Bonn. Die Referenten verband das Thema "Oper" im weitesten Sinne: Claus Rödding vom Büro WES Landschafts-Architektur in Hamburg stellte die denkmalgerechte und technisch hochkomplexe Sanierung des Offenbachplatzes an der Kölner Oper vor. Judith Grümmer erläuterte dazu ergänzend die von ihr initiierte Restaurierung des Mosaikbrunnens auf dem Platz, den ihr Vater, der Kölner Künstler Jürgen Hans Grümmer, in den 1960er Jahren gestaltet hat. Ob das Ensemble von Riphahns Oper und Schauspielhaus sowie der von Grümmer gestaltete Platz abgerissen oder aufwendig saniert werden sollte, war über Jahre weit über die Stadtgrenzen Kölns intensiv diskutiert worden. Die beschlossene, baulich herausfordernde Sanierung gestaltet sich zeit- und kostenintensiv. Landschaftsarchitekt Claus Rödding stellte in seinem Vortrag die extremen Schwierigkeiten des neuen Platzaufbaus in Verbindung mit der Bewahrung der urheberrechtlich geschützten Platzgestaltung vor. Die Sanierung durch das Büro WES Landschafts-Architektur sah sich unter anderem mit den Aufgaben konfrontiert, stadträumliche Bezüge (wieder) frei zu räumen und deutlich zu machen, Maßstab und Proportion der Freiräume in Bezug auf die Architektur Riphahns angemessen zu entwickeln, das künstlerische Konzept Grümmers zu respektieren und neu sichtbar zu machen und – nicht zuletzt – eine einladende offene Atmosphäre und hohe Aufenthaltsqualität auf dem Platz zu erzeugen.
Das dieser Aspekt schlußendlich auch dazu dient, die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung für die kostspielige und langwierige Sanierung zu steigern, war eines der Themen der anschließenden Podiumsdiskussion zur Gesamtsanierung der Kölner Oper und ihren Herausforderungen. Die Frage, ob der erst nach der Fertigstellung von Oper und Schauspielhaus ergänzte Offenbachplatz überhaupt denkmalgerecht hätte saniert werden sollen, beschäftigte die Teilnehmer Judith Grümmer, Claus Rödding sowie Remigiusz Otrzonsek vom Düsseldorfer Büro HPP Architekten. Wie gehen Architekten grundsätzlich mit Urheberrechtsansprüchen um? Zieht man kreative Energie aus der Reibung mit Vorhandenem? Inwieweit darf man eigene gestalterische Akzente setzen? Wie kann eine heutige Form von Stadtmöblierung (behutsam) ergänzt werden? Wie geht man als Planer verantwortungsvoll mit einem städtebaulichen Ensemble und einer innerstädtischen Platzfläche um, die für die Anwohner ein wichtiges Instrument zur Identifizierung mit "ihrem" Stadtraum ist? Diese und weitere Fragen diskutierte Moderator und Journalist Jörg Jung mit seiner illustren Runde.
Architekt Patrick Lüth vom weltweit agierenden norwegischen Planungsbüro Snøhetta beleuchtete in seinem anschließenden Vortrag das Thema "Öffentlicher Raum als architektonische Verantwortung" eingehend. Anschaulicher Aufhänger seiner Ausführungen war die Oper in Oslo, 2008 nach Plänen von Snøhetta fertiggestellt und längst zum Wahrzeichen der Stadt am Fjord sowie Besuchermagnet für Einheimische wie Touristen avanciert. An der Schnittstelle zwischen Stadt und Landschaft plaziert, wurde der Bau vor vornherein so konzipiert, daß er von der gesamten Bevölkerung und nicht nur den vergleichsweise wenigen Konzertbesuchern benutzbar ist. Das Konzept ist aufgegangen, wie Patrick Lüth berichtete: Durchschnittlich 10.000 Besucher tummeln sich auf der begehbaren (und nahtlos ins Wasser übergehenden) Dachfläche der Oper an sonnigen Tagen, die in ihrer Form- und Farbgebung an eine große Eisscholle erinnert. Der spezielle Umgang und Einbezug der besonderen lokalen landschaftstopografischen Besonderheiten bei der Freiraum- und Hochbauplanung war ein weiteres Thema sei-ner Ausführungen, die die wichtigsten Prestigeobjekte des Büros – von der Neugestaltung des New Yorker Times Square bis zum Erlebnispfad Nordkette Innsbruck – streifte, und zu dem Schluß kam: "Wir haben tatsächlich eine Verantwortung dem öffentlichen Raum gegenüber, sollten Konventionen hinterfragen und überlegt gestalten."
Abgerundet wurde der gelungene Auftakt zur neuen Fach-Veranstaltungsreihe METTEN "Freiraum-Gespräche" vom Kölner Künstler Achim Mohné. Dieser stellte in seinem Vortrag "0,0064 Megapixel – Planet Earth is blue and there is nothing I can´t do" seine anläßlich des Weltklimagipfels entworfene ambitionierte Installation im Hof der Bonner Bundeskunsthalle sowie weitere Arbeiten vor.
MerkenSie sich schon heute unsere nächste Veranstaltung vor: METTEN FreiRaum-Gespräche "Geld wie Sand" am 11.10.2018 in Düsseldorf.
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